Zum Inhalt springen

Es ist elf Uhr. Wir sitzen vor dem Hotel im Schatten der Kokospalmen. Als ich zu schreiben beginnen will, muss ich meinen Platz wechseln, weil die Nüsse vom Baum geschlagen werden. Die Abfahrt war ursprünglich auf neun Uhr angesetzt, doch wir warten auf Ramses Alfa und der wartet auf den Bus.

Nachdem wir nun vier Tage in Lomé verbracht haben, geht es jetzt auf Tournee mit Ramses‘ Inszenierung von One Coup for Kaiser – ein Stück, das 2016 in Zusammenarbeit der Compagnie Luxour de Lomé und dem Theater Konstanz erarbeitet wurde und im Dezember 2016 Premiere feierte. Nun nehmen wir das Stück wieder auf: In den vergangenen Tagen haben wir viel diskutiert und geprobt. Bis auf einzelne Umbesetzungen ist die gesamte Crew von vor 3 Jahren mit von der Partie. Die Wiederaufnahmeproben der letzten Wochen scheinen gut gelaufen zu sein, die Rollen sitzen, in den letzten Proben ging es also in erster Linie darum, Jonas Pätzold die Möglichkeit zu geben, zu proben und sich wieder an die französische Sprache zu gewöhnen. Dabei prallen sehr unterschiedliche Register aufeinander. Auf der Bühne erklingen Deutsch, Französisch und verschiedene lokale Färbungen von Ewe und erzeugen so ein wunderbar buntes Sprachgemisch. Damit einher gehen sehr unterschiedliche Darstellungsweisen, vom recht klassischen Rollenspiel, teilweise eingefärbt von Comedywitzen, über Trommelspiel und Tänze hin zu dem Chor bestehend aus 20 Kindern, die auf eins-drei-zwei „hosana au grand kaiser“ und „der Kaiser ist ein lieber Mann er wohnet in Berlin“ singen. Der hohe Unterhaltungswert ist offensichtlich und wird uns von unseren Testzuschauer*innen (die Kinder und auch Erwachsene aus dem Quartier) bestätigt, die uns jeden Probentag in Lomé beehrt haben. Spielen werden wir ausschließlich auf öffentlichen Plätzen, um das Publikum möglichst schwellenlos zu erreichen.

Dass in den durchaus ambivalenten Figurenkonzeptionen die deutsche Kolonialvergangenheit und die bizarren Beziehungskonstellationen der unterschiedlichen Akteur*innen verhandelt wird, finde ich sehr spannend. Ramses ist streng und genau, die Beziehung zwischen Leitung und Darsteller*innen ist dabei respektvoll, vertrauensvoll und wohlwollend. Ich selber bin sehr schnell herzlich aufgenommen worden, auch wenn die Crew regelmäßig nach Asmara, die die erste Reise 2016 betreut hatte, fragt.

Mittlerweile es ist halb eins, die Busse sind angekommen und gerade werden Kostüme und Requisiten auf dem Dach verstaut. Nachdem ich in den vergangenen Tagen in erster Linie als Beifahrerin hinten auf dem Motorrad gefahren bin, um auf mich längeren Strecken fortzubewegen, fahren wir nun also 6 Stunden lang Bus – nicht alle Sitze haben Rückenlehnen, und selbst die Leute vor Ort leiden unter der Hitze. März ist der heißeste Monat in Togo, bald beginnt die Regenzeit. Die Compagnie vertreibt sich die Wartezeit dennoch immer wieder mit singen und tanzen, um dann kurz darauf schweißgebadet am Straßenrand zu sitzen.

Ich bin sehr gespannt, was das Landesinnere bieten wird. Und werde berichten, von unseren Aufführungen, den Erlebnissen, den Publikumsreaktionen.